Verborgene Vielfalt
Mit ihrem Briefmarkensujet «Le invisibili» gibt Marta Margnetti dem Unsichtbaren eine Präsenz. Im Zentrum steht das Spinnennetz als Symbol für die Verbindungen zwischen Menschen, ihrem Wohnraum und der Umwelt.
Sie hängen in verborgenen Winkeln des Hauses oder verstecken sich im Keller oder in der Garage: Spinnennetze. Allerspätes- tens beim nächsten Frühlingsputz geht es ihnen an den Kragen. Lieber aber schon vorher, denn verheddert sich das feine Ge- flecht beim Vorbeigehen im Haar oder auf der Haut, zuckt die eine oder andere Person schon gerne mal zusammen. Deshalb Besen raus und weg mit dem Störenfried. Aufgrund dieser gängigen Reaktion hat sich die Künstlerin Marta Margnetti bei ihrem Briefmarkensujet für ein Spinnennetz entschieden: «In meinem Schaffen hebe ich oft Elemente hervor, die in Wohnräumen als Abfall angesehen werden. Damit versuche ich, ihnen ihren Wert zurückzugeben. Für mich steht das Spinnennetz als Sinnbild für die Verbindung zwischen Menschen und Nicht- Menschen sowie den gemeinsamen Lebensraum. Es regt dazu an, über unsere Koexistenz nachzudenken.»
Eine haptische Begegnung
Doch wie gelingt es, eine Verbindung zu etwas aufzubauen, das oftmals im Verborgenen liegt also fast unsichtbar ist? Margnetti begegnet dieser Frage, indem sie beim Erstellen des Sujets die Prägung als Technik verwendet: «Das macht die zarte Textur des Gewebes haptisch spürbar. Ich halte es für wesentlich,
Kunstwerke zu schaffen, die der betrachtenden Person eine nahe Begegnung ermöglichen.» Die Umsetzung mit Papier aus Recyclingfasern erweitert das Sujet um die Dimension der ökologischen Nachhaltigkeit: «Die Briefmarke symbolisiert das zerbrechliche Netz, das alle Lebewesen auf der Erde miteinan der verbindet, und unterstreicht die faszinierende biologische Vielfalt, mit der wir in einer empfindlichen Balance stehen.»