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100 Jahre Theaterverein

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Über 100 Jahre Theaterverein

Theater in Tórshavn

Tórshavn hat eine lange Theatertradition. Aus J. C. Svabos Reiseberichten von 1781 und 1782 erfahren wir, dass junge färöische Studenten aus Kopenhagen die Holberg-Komödien „Der elfte Juni“ und „Der politische Kannengießer“ mit ziemlichem Erfolg in Tórshavn aufgeführt haben. Dass man im 18. Jahrhundert Holberg gespielt hat, ist nicht besonders merkwürdig – Schauspiele auf Färöisch gab es nicht, und bis dahin hatte nur Holberg original dänische Theaterstücke geschrieben.

Obwohl kein Zweifel daran besteht, dass in der dazwischenliegenden Zeit Theater gespielt wurde, gibt es keine schriftlichen Quellen, bis ein Mitarbeiter des Monopolhandels namens Christopher Olsen 1846 in seinem Tagebuch notierte, man habe um die Genehmigung ersucht, Eintrittskarten für ein Theaterstück zu verkaufen. Er schrieb außerdem, die Zuschauer seien früher nur eingeladen worden und hätten nichts bezahlt, was darauf hinweist, dass bereits früher Schauspiele in der Stadt aufgeführt wurden. Das Schauspiel, auf das Olsen sich bezieht, war im Übrigen ein ganz modernes Lustspiel namens „Pack“ von Thomas Overskou, das kurz zuvor vor vollen Rängen im Königlichen Theater von Kopenhagen gegeben worden war. In den folgenden Jahren wurde eine Reihe von Theaterstücken in Tórshavn inszeniert. Dabei handelte es sich vor allem um Komödien von Holberg, aber auch von anderen Autoren wie dem deutschen Dichter Kotzebue.

Der erste Theaterverein

1855 gründete der oben erwähnte Christopher Olsen zusammen mit anderen Interessierten den ersten Theaterverein Thorshavns Skuespillerselskab. Nun wurden quasi jedes Jahr Schauspiele aufgeführt, und laut C. Holm Isaksens theatergeschichtlichem Artikel in der Zeitschrift „Varðin“ von 1925 bewegte man sich dabei über Ludvig Holbergs Komödien hinaus. Man inszenierte Stücke zeitgenössischer dänischer Dramatiker wie Johan Ludvig Heiberg, Johanne Louise Heiberg, Thomas Overskou, Erik Bøgh und Jens Christian Hostrup.

Verantwortlich für das Erblühen der Theaterkunst war hauptsächlich die höhere Bürgerschaft Tórshavns, dänische und färöische Beamte mit ihren Gattinnen. Zusammen mit der wachsenden Klasse von Handwerkern und Geschäftsleuten, die sich im Kielwasser der sogenannten Ryberg-Ära Anfang des 19. Jahrhunderts und der Einführung des Freihandels 1856 bildete, war sie dabei die treibende Kraft. Spaßeshalber kann ich erwähnen, dass der Sysselmann und Politiker H. C. Müller, der früher in diesem Jahr auf einer Briefmarke verewigt wurde, ebenfalls ein eifriger Laienschauspieler war.

Die ersten färöischen Theaterstücke

Im Laufe der 1870er Jahre hatte sich eine aufkeimende nationalistische Bewegung unter den färöischen Studenten in Kopenhagen entwickelt. Die Bewegung war vor allem kulturell und sprachlich orientiert. Als diese Studenten nach Beendigung des Studiums nach und nach auf die Färöer zurückkehrten, begann die Bewegung auch hier Wurzeln zu schlagen. Mit dem wachsenden Nationalgefühl kam selbstverständlich der Wunsch auf, die besondere färöische Kultur und vor allem die Sprache zu bewahren. Beim legendären Weihnachtstreffen 1888 geriet der bereits köchelnde Kessel in Wallung. Man gründete die Färingergesellschaft (Føringafelag), deren Ziel die Förderung und Pflege der färöischen Sprache und Kultur sein sollte.

Dies brachte auch den Wunsch nach Literatur, Nachrichten, Unterrichtsmaterial, Kirchentexten, Chorälen und Liedern in färöischer Sprache mit sich. Infolgedessen wünschte man sich ebenfalls Theaterstücke, die auf Färöisch geschrieben waren und auf färöischen Themen und färöischer Kultur basierten.

Das Ergebnis wurde bereits im folgenden Jahr präsentiert. Am selben Abend wurden zwei Theaterstücke im Tinghaus von Tórshavn aufgeführt. Das erste war „Veðurføst“ (Gefangen durch das Wetter), geschrieben von der ersten wirklichen Frauenrechtlerin und Feministin der Färöer, Súsanna Helena Patursson (1864 - 1916). Das Stück ist leider nur in Fragmenten erhalten geblieben, handelte jedoch in groben Zügen von der Rolle der Frauen in der Nationalbewegung. Die zweite Vorstellung war „Gunnar Havreki“, ein romantisches Heldendrama, geschrieben von einer der führenden Persönlichkeiten der Färingergesellschaft, dem Agronomen, Schriftsteller und Dichter Rasmus Effersøe (1857 - 1916).

Dies war der Startschuss für eine Erneuerung der Theatertradition. Dänische Schauspiele wurden zwar immer noch aufgeführt, es kamen aber immer mehr färöische Theaterstücke hinzu. 1890 erschienen zwei neue Schauspiele, „Jákup á Møn“, geschrieben von Sigrid Niclasen, und „Hjá dalabóndum“ von Rasmus Effersøe. Im selben Jahr wurde auch die erste Übersetzung einer Holberg-Komödie aufgeführt, übertragen vom allgegenwärtigen Rasmus Effersøe.

Der zweite Theaterverein

Durch die blühende Theaterlandschaft in den 1890er Jahren entstand der Bedarf für ein eigenes Theatergebäude. Bislang hatte man verschiedene Räumlichkeiten als Spielstätten genutzt, vorzugsweise das Tinghaus, doch auf lange Sicht wurde es zu beschwerlich und arbeitsintensiv, zwischen den Vorstellungen immer wieder alles ab- und aufzubauen. Die Lösung kam von Klubbin, dem alten Gentleman's Club in Tórshavn, der sein bestehendes Clubhaus um einen Anbau verlängern wollte, der als Theatersaal genutzt werden sollte. Man gründete daher den Theaterverein Den dramatiske Forening i Thorshavn, der sich verpflichtete, fünf Jahre lang Zinsen und Abträge zu zahlen, und dafür das vollständige Verfügungsrecht über die Räumlichkeiten erhielt.

Zur Einweihung des neuen Theaterflügels 1893 hatte das romantische Drama „Magnus“ von Effersøe zusammen mit dem dänischen Stück „Fastelavnsgildet“ von Erik Bøgh Premiere. Die Theatervorstellungen kamen nun richtig ins Rollen, doch es bestand immer noch ein Mangel an färöischen Schauspielen. Fast alle Vorstellungen waren dänisch. Im Fasching 1895 fand die Premiere eines weiteren Effersøe-Stücks statt: „Best man vera sum er“, ein färöisches Stück über den Volksalltag Ende des 18. Jahrhunderts.

In den nächsten beiden Jahrzehnten war viel Leben auf der Bühne. Hervorragende dänische Schauspiele trugen zweifellos dazu bei, die Schauspieler in ihrer Kunst und die Zuschauer in ihrem Verhalten zu festigen. Anlässlich des 100. Todestages des Nationalhelden Nólsoyar Páll hatte 1908 ein neues färöisches Stück mit dem Titel „Ófriðarligar tíðir“ (Unruhige Zeiten) Premiere, das der Redakteur, Dichter und Schauspieler Christen Holm Isaksen (1877 - 1935) geschrieben hatte.

Havnar Sjónleikarfelag – der dritte Theaterverein

Im Januar 1918 luden einige der führenden Kulturpersönlichkeiten Tórshavns zur Gründung eines neuen Theatervereins ein. Zweck des Vereins war die Förderung weiterer färöischer und dänischer Schauspiele sowie die Verbesserung der räumlichen Bedingungen für das Theaterleben. Der Theateranbau im Havnar Klubbi hatte sich als etwas unpraktisch erwiesen, und es gab einen großen Bedarf für ein richtiges Theatergebäude.

Am 10. Februar 1918 hielt der Verein seine erste Veranstaltung mit Vorträgen, Lesungen und Gesang ab, die dem Dichter Bjørnstjerne Bjørnson gewidmet war. Dieses Datum gilt heute als der Tag, an dem Havnar Sjónleikarfelag gegründet wurde.

Die Veranstaltungen fanden nun monatlich mit wechselnden Themen statt, und im Juli desselben Jahres führte der Theaterverein das Holberg-Stück „Der politische Kannengießer“ in der färöischen Übersetzung von Richard Long auf.

1920 beschloss Havnar Klubbi, den Theateranbau in ein Kino umzuwandeln – und so war das Theaterleben von Tórshavn wieder heimatlos. Man begann damit, Geld für ein neues Gebäude zu sammeln, und schon 1926 war das neue Theater Sjónleikarhúsið fertig. Der Entwurf stammte von einem der Vereinsgründer, dem Architekten H. C. W. Tórgarð.

Mit Sjónleikarhúsið hatte der Verein Havnar Sjónleikarfelag nun einen festen Rahmen für seine Tätigkeit. Einen kulturellen Treffpunkt, wo führende Schriftsteller wie Hans A. Djurhuus und William Heinesen täglich ein und aus gingen. H. A. Djurhuus war im Übrigen von 1930 bis 1951 Vorsitzender des Vereins. In den Dreißigerjahren herrschte auf der Laienbühne reger Betrieb, und immer mehr Theaterstücke wurden in färöischer Sprache aufgeführt.

Während des 2. Weltkriegs lag das Theaterleben brach, da die britische Besatzungsmacht Sjónleikarhúsið beschlagnahmt hatte und das Theater als Soldatenunterkunft nutzte. Das ist auch der Grund, weshalb wir nicht besonders viel über die internen Theateraktivitäten in der Vorkriegszeit wissen. Die Protokolle und Journale sowie einzelne Manuskripte von Havnar Sjónleikarfelag lagen nämlich in einer abgeschlossenen Schreibtischschublade im Theater – und als der Verein das Gebäude nach dem Krieg zurückerhielt, war der Schreibtisch verschwunden. Alle Versuche, die verlorenen Dokumente zu finden, waren vergebens, so dass unser Wissen ausschließlich aus mündlichen Berichten und Zeitungsartikeln aus dieser Zeit stammen.

Nach dem Krieg blühte das Theaterleben mit Sjónleikarhúsið als natürlichem Mittelpunkt wieder auf. Der feste Rahmen machte es möglich, sich mit anspruchsvolleren Projekten zu beschäftigen als früher. In den Fünfzigerjahren wurde die Theaterkunst weiterentwickelt. Die große Zeit des Vereins und des Theaters begann Anfang der Sechzigerjahre, als man den ausgebildeten Schauspieler und Regisseur Eyðun Johannessen als Leiter engagierte. Nun erhielten die Laiendarsteller Schauspielunterricht, und färöische Autoren schrieben und übersetzten Theaterstücke für die Vorstellungen. Auch das Bühnenbild wurde in dieser Zeit weiterentwickelt und von wechselnden Künstlern gestaltet, die zu diesem Zweck angeheuert wurden. Im Kielwasser dieser Blütezeit begannen wir auch die ersten färöischen Berufsschauspieler zu sehen.

Die Finanzierung des Theaterbetriebs wurde größtenteils durch das Theater selbst ermöglicht. Man veranstaltete Tanzabende und Kinovorstellungen, wenn die Räumlichkeiten nicht durch die Theaterstücke belegt waren, Konzerte und Ähnliches, um die erforderlichen Mittel für den Betrieb zu erwirtschaften. Heute erhält die Institution auch einen Teil öffentliche Gelder, doch die Hauptarbeit wird weiterhin von engagierten Ehrenamtlern geleistet.

Havnar Sjónleikarfelag und Sjónleikarhúsið waren und sind der Rahmen für das Laientheater in Tórshavn. Das Niveau ist hoch und die Aktivitäten sind zahlreich – unter anderem gibt es Schauspielunterricht für Kinder und Jugendliche in Kooperation mit der Volkshochschule Tórshavnar Kvøldskúli und ein abwechslungsreiches Angebot an Vorstellungen. Was seinerzeit als ein improvisierter Freizeitspaß für idealistische Theaterfreunde begann, ist heute eine ruhmreiche und unabhängige Institution, deren kulturhistorische Bedeutung gar nicht genug gewürdigt werden kann.

Herzlichen Glückwunsch zum hundertjährigen Jubiläum – mögen die nächsten 100 Jahre ebenso viel Entwicklung und kulturelle Werte mit sich bringen wie die vergangenen!

Anker Eli Petersen

Fakten zum Briefmarkenbogen
Das Bild im Hintergrund der Briefmarke ist eine Fotografie des Schauspielensembles von „Veðurføst“ von 1889. In der orangen Raute links erahnt man das Gesicht
von Súsanna Helena Patursson, die das Stück schrieb und auch mitspielte.

Als die ersten beiden färöischen Schauspiele „Veðurføst“ und „Gunnar Havreki“ 1889 im Tinghaus in Tórshavn aufgeführt wurden, hing ein Banner über der Bühne mit dem Motto: „Til gaman og álvara“ (Zum Vergnügen und Ernst). Diese Losung wurde ab 1926 ein Teil der Dekoration im Theatergebäude Sjónleikarhúsið und hängt immer noch über der Bühne des Theaters. Zwischen den Worten ist ein Porträt des großen Theaterfreundes Rasmus Effersøe abgebildet, der mehrere der ersten färöischen Schauspiele schrieb. Das Motto wurde dem Original nachempfunden und schmückt den unteren Rand des Briefmarkenbogens. Das Porträt von Effersøe wurde jedoch durch das aktuelle Logo von Havnar Sjónleikarfelag ersetzt.

Theaterkulissen sind traditionell bunt, und deshalb habe ich mich als Hintergrund für das bekannte Rautenmuster des Harlekinkostüms aus der Comedia dell'arte entschieden - das typische Merkmal für Satire und Parodie.

Ein anderes wohlbekanntes Theatermotiv sind die beiden Masken, die Komödie und Tragödie symbolisieren. Die Masken gehen auf religiöse Rituale zu Ehren des griechischen Gottes Dionysos zurück und repräsentieren Thalia, die Muse der Komödie, und Melpomene, die Muse der Tragödie und des Trauergesangs.

Die Motive der oberen Briefmarke stammen aus den Theaterstücken „Kálvur lítli“ von Ólavur Michelsen aus der Saison 63/64 sowie „Og tó skínur sólin“ (Und doch scheint die Sonne) von Valdemar Poulsen aus der Saison 65/66.

Beide Motive der unteren Briefmarke sind dem Theaterstück „Sangur í mjørka“ (Lied im Nebel) von Elin á Rógvi aus der Theatersaison 2013/14 entnommen.