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Mikkjal á Ryggi (1879-1956)

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Über Mikkjal á Ryggi (1879-1956)

Man erzählt sich, dass der Bauernsohn aus dem Haus „í Beiti“ während der Heuernte 1909 zum Bach Hýsisá hinunterging, der wohl im Sommerwetter ausgetrocknet war, und folgendes Gedicht in den harten Felsen schlug. Frei übersetzt lautet es wie folgt:

Wasser besiegt harten Fels,
schleift Berge nieder.
Die Sense schwingt, das Gras fällt,
und wir fallen mit.
Das Blut stockt, das Herz steht still,
wenn ein Mann stirbt,
die Seele in Gottes Himmel
lebt frei und reich.

So mancher mag den Kopf geschüttelt haben über diesen verrückten jungen Mann, der mehrere Tage brauchte, um ein Gedicht in Stein zu meißeln. Doch das Gedicht steht heute noch dort, über ein Jahrhundert später, und weder Wasser noch Zeit haben es bisher vermocht, Mikkjals Worte auszuradieren.

Buch oder Spaten

Mikkjal Dánjalsson á Ryggi wurde am 17. Oktober 1879 in Miðvágur auf Vágoy geboren. Sein Vater, Dánjal Pauli Mikkelsen, war ein belesener Mann, geschichtskundig und aktiv in der örtlichen Gemeinschaft. In seinem Elternhaus „í Beiti“ fand der junge Mikkjal daher die besten Bedingungen vor, um sich mit der traditionellen färöischen Kultur auseinanderzusetzen – in den Liedern, Mythen und Sagen, den gesellschaftlichen Diskussionen und was sich sonst zu dieser Zeit tat. Hier wurde auch der Grundstein für den unerschütterlichen Glauben gelegt, der Mikkjal sein ganzes Leben lang begleitete. Zweifellos war die Kenntnis der Kirchenlieder Kingos ein robustes Fundament für Mikkjals eigenes Schaffen in der färöischen Kirchenlieddichtung.

Wie alle Jungen zur damaligen Zeit beteiligte sich Mikkjal an allen möglichen Arbeiten zu Lande, zu Wasser und in den Bergen. Dabei lernte er die Alltagspflichten und den Wandel der Natur kennen, was sich später in seiner Dichtung niederschlug. Böse Zungen behaupten, er habe wohl eine stärkere Neigung zum Buch als zum Spaten gehegt, aber das mag in einer Gesellschaft zu erwarten sein, in der die Arbeit mit den Händen höher geschätzt wurde als geistige Tätigkeit.

Nach dem Besuch der Volksschule im Heimatort wechselte Mikkjal á Ryggi auf die Realschule in Tórshavn. Als 21-Jähriger ging er nach Dänemark, wo er zwischen 1900 und 1902 die Hochschule in Askov bzw. Frederiksborg besuchte. Nach seiner Rückkehr auf die Färöer beschäftigte Mikkjal sich wie die meisten anderen jungen Männer mit allen möglichen anfallenden Arbeiten an Land und auf dem Meer.

Dichter

Die Zeit der Jahrhundertwende um 1900 war an der politischen Front äußerst turbulent. Die nationalistische Strömung, die mit dem färöischen Weihnachtstreffen 1888 ihren Anfang nahm, hatte sich langsam als politische Bewegung manifestiert und führte 1906 zur Entstehung der ersten politischen Parteien auf den Färöern. Bei diesen handelte es sich einerseits um die Unionistenpartei Sambandsflokkurin, die keine Änderungen im Verhältnis zu Dänemark wollte, andererseits um die Selbstverwaltungspartei Sjálvstýrisflokkurin, die eine größere Autonomie anstrebte.

Mikkjals Vater, Dánjal Pauli Mikkelsen, war auf Seiten der Autonomieanhänger aktiv. Der Sohn engagierte sich auch, jedoch stärker im kulturellen Bereich. Mikkjals erstes gedrucktes Gedicht mit dem Titel „Fram frímenn“ (Vorwärts, freie Männer) erschien 1906 unter dem Pseudonym „Gunnleygur“ in der Zeitung der Selbstverwaltungspartei, Tingakrossur. In der nachfolgenden Zeit veröffentlichte „Gunnleygur“ regelmäßig in Tingakrossur; seine ersten Gedichte waren politisch und etwas bombastisch.

Es dauerte nicht lange, bevor die direkte politische Botschaft in den Hintergrund rückte und die Gedichte ins Beschreibende übergingen. Obwohl Mikkjal á Ryggi ein phänomenales Talent für Naturschilderungen hatte, war er kein eigentlicher Naturpoet. In seinen Gedichten beschreibt er eher das Leben und Wirken des Menschen in der Natur, die Arbeit zu Wasser und zu Lande, die Kultur, die Geschichte und das Leben insgesamt. Er gilt als der beste Schilderer des traditionellen färöischen Arbeitslebens zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Das Motiv unten links auf dem Briefmarkenbogen basiert auf zwei bekannten Gedichten von Mikkjal: „Áttamannafarið“ (Das Achtmannboot) und „Smálombini spæla“ (Spielende Lämmer).

1954 erschien Mikkjal á Ryggis einzige Gedichtsammlung, die passenderweise thematisch nach den Jahreszeiten gegliedert war.

Mikkjal selbst blieb ein Anhänger der Selbstverwaltung und war politisch aktiv. Von 1915 bis 1919 war er Bürgermeister seines Heimatortes Miðvágur und wurde für die Legislaturperiode von 1924 bis 1928 als Abgeordneter ins Løgting gewählt. Von 1927 bis 1934 war er außerdem Vorstandsmitglied des färöischen Lehrerverbandes, in den letzten fünf Jahren als Vorsitzender.

Schulbuchautor

1920 wurde Mikkjal á Ryggi als Lehrer in den Orten Bøur und Gásadalur angestellt, eine Stellung, die er 25 Jahre innehatte. Hier lernte er Bina Joensen kennen, die er heiratete und mit der er sich in Gásadalur niederließ.

Mikkjal á Ryggi war ein Vorkämpfer für die Einführung des Färöischen als Unterrichts- und Schulbuchsprache. Lehrbücher in seiner Muttersprache gab es jedoch kaum, und daher nahm er sich der Aufgabe an, Schulbücher zu schreiben. 1926 erschien sein Geografiebuch „Landalæra I“, das er zusammen mit A. Thomsen verfasste. 1935 wurde sein erstes Biologiebuch „Dýralæra I, Súgdjór“ veröffentlicht.

1940 gab Mikkjal á Ryggi das heimatgeschichtliche Werk „Miðvinga søga“ über die Geschichte seines Heimatortes ab dem Mittelalter heraus. Er war überhaupt ein fleißiger Autor, der neben Gedichten auch Novellen verfasste und einige altnordische Sagas in Färöische übersetzte.

1951 erschien Mikkjals zweites Biologiebuch „Dýralæra II, Fuglar“, dieses Mal über das Vogelleben auf den Färöern. Jahrelang hatte Mikkjal Material für dieses Buch gesammelt, malte selbst viele farbenfrohe Abbildungen und beschrieb die einzelnen Vögel in einem beinahe anekdotischen Stil, der es Kinder und Erwachsenen leicht machte, das färöische Vogelleben kennenzulernen. Das Buch wurde für Mikkjal jedoch zu einer großen Enttäuschung, da man aus Kostengründen die meisten Illustrationen in Schwarzweiß druckte und noch dazu so klein, dass die Details nicht richtig zu erkennen waren.

Das Foto rechts auf dem Briefmarkenbogen zeigt Mikkjal, während er an den Abbildungen für sein Vogelbuch arbeitet.

Kirchenlieddichter

1945 endete seine Tätigkeit als Lehrer in Bøur und Gásadalur mit der Pensionierung. Der Ruhestand erhielt jedoch eine tragische Wendung, da Mikkjal á Ryggi im selben Jahr an ansteckender Tuberkulose erkrankte und den Rest seines Lebens im Tuberkulosesanatorium in Hoydalar außerhalb Tórshavns verbringen musste. Während dieser langen Leidenszeit dichtete Mikkjal á Ryggi die meisten seiner Kirchenlieder. Ganze 75 eigene Lieder wurden es, außerdem 40 Übersetzungen anderssprachiger Kirchenlieder. Obwohl man meinen sollte, das schwere Schicksal würde ihn hadern und schwermütig werden lassen, war dies nicht der Fall. Mikkjals Kirchenlieder sind durchgehend freudig und positiv und reflektieren einen tiefen, traditionellen Gottesglauben – oftmals ausgeschmückt mit Sprachbildern nach färöischen Motiven.

Am 20. Oktober 1956 starb Mikkjal á Ryggi nach 11-jährigem Krankenlager. Er hinterließ uns ein Erbe, in dem sich Einblicke in die färöische Kultur, Natur und Geschichte sowie das Arbeitsleben von der färöischen Klassik bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wie Perlen aneinanderreihen.

Anker Eli Petersen