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Über Sepac

Wie farbenfrohe Emaillearbeiten stehen die Vögel in Reih und Glied – im Profil und leicht versetzt hintereinander, jeder auf seiner kleinen Erhebung. Kräftig gelbe, blaue, grüne und rote Farbfelder leuchten zwischen den brauen und schwarzen Flächen des Gefieders der Vögel auf. Obwohl die musterartigen Farbflächen der Darstellung eine dekorative Prägung verleihen, ist doch eindeutig zu erkennen, dass es sich um Tauben handelt. Und sollten Zweifel bestehen, trägt das Blatt unten die Aufschrift: „Maanens Duuer“ – ein Titel, der auf die Fantasiewelt hinweist, der diese Tauben entsprungen sind.

Das zarte Bild auf Papier ist eines von vier, die auf wundersame Weise die Zeit überdauert haben. Die Papierbilder sind in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden und hingen ursprünglich in Glas und Rahmen im Wohnzimmer einer Familie auf Sandoy. Durch die Wärme des Kachelofens fielen die Rahmen jedoch auseinander, und danach wurden die Blätter in einer alten Bibel aufbewahrt. Dort lagen sie völlig vergessen, bis man sie eines Tages wiederfand und 1954 an Listafelag Føroya verkaufte. Ein fünftes und letztes Bild wurde der Sammlung des Museums später als Schenkung eines anderen Familienzweigs hinzugefügt.

Von dieser Familie auf Sandoy wissen wir auch, wer der Künstler ist, nämlich ein Vorfahr, der als Díðrikur á Skarvanesi bekannt ist. Aufgrund des Alters und der künstlerischen Qualität der Bilder muss er wohl als der erste färöische Künstler gelten – knapp hundert Jahre, bevor „färöische Kunst“ mit Samuel Joensen-Mikines und seinen Nachfolgern zu einem Begriff wurde.

Díðrikur á Skarvanesi (1802-65) war ein Knecht von Stóra Dímun, der sein Leben in einem Ort auf Sandoy beschloss, welcher ihm seinen Zunamen bescherte. Díðrikur í Kárastovu, wie er eigentlich hieß, war jedoch kaum ein ganz gewöhnlicher Knecht, denn 1828 hielt er sich in Kopenhagen auf, woher er frühestens im Frühjahr 1829 zurückgekehrt sein kann. Dieser Aufenthalt hat zu Vermutungen veranlasst, er könnte damals Schüler an der Königlich Dänischen Kunstakademie gewesen sein.

Es sind ausschließlich diese fünf Zeichnungen, die als Werke von Díðrikur á Skarvanesi bekannt sind. Sie sind als Gouachemalerei ausgeführt, also in Wasserfarben mit höherer Pigmentkonzentration sowie einem weißen Farbstoff, wodurch die Farben deckend, aber auch matter sind. Der größte Teil der Vögel in Díðrikurs Gouachen sind färöische Wildvögel, und sie müssen auch auf den Färöern gemalt worden sein, da laut dem Ornithologen Jens-Kjeld Jensen ein Weißbunter Rabe abgebildet ist, der inzwischen ausgestorbene, den es damals nur hier gab. Die Darstellung des Eissturmvogels kann außerdem einen Hinweis auf die Entstehungszeit der Gouachen geben, da dieser Vogel erst 1839 damit begann, auf den Färöern zu brüten.

Die Vögel und ihre Eier waren zu Lebzeiten Díðrikurs eine wichtige zusätzliche Nahrungsquelle, und auch er selbst schoss Vögel und sammelte Eier. Damit hatte er die Motive im buchstäblichen Sinne direkt zur Hand. So wie die Vögel geordnet in Reih und Glied stehen, erinnern seine Gouachen an die Tafeln in zahlreichen wissenschaftlichen Vogelbüchern, die in Europa und Amerika im 18. und 19. Jahrhundert herausgegeben wurden. Wo Díðrikur solche Werke gesehen haben mag, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, doch zwischen 1835 und 1840 diente er beim Pfarrer für den nördlichen Teil von Streymoy, von dem wir wissen, dass er sehr naturinteressiert war.

Der Stil der Gouachen entspricht allerdings keineswegs der in der wissenschaftlichen Vogelmalerei üblichen realistischen und detaillierten Wiedergabe. Eine ähnlich dekorative Stilisierung wie bei Díðrikur kennt man dagegen aus der skandinavischen Volkskunst. Das schwedische Dalapferd könnte hier eine relevante Parallele sein. Auf jeden Fall ist der Stil der Gouachen ein eindeutiger Beweis dafür, dass der Künstler die Kunstakademie in Kopenhagen mit ihren Idealen aus der klassischen Kunst nicht besucht hat. In den Schülerlisten der Akademie taucht ebenfalls kein Díðrikur í Karastovu auf.

Doch was soll man eigentlich unter „Mondtauben“ verstehen? Heute bezeichnet der färöische Begriff „mánadúgva“ eine Ringel- oder Waldtaube, aber laut Jens-Kjeld Jensen war diese Art in Díðrikurs Tagen auf den waldlosen Färöern äußerst selten. Deshalb wird es sich eher um die weitaus häufiger vorkommende Felsentaube handeln. Im Gegensatz zur Ringeltaube legt sie vom Frühjahr bis zum Hochsommer jeden Monat ein Ei. In dieser ganz prosaischen Bedeutung ist der Begriff „Mondtauben“ also zu verstehen.

Einiges deutet jedoch darauf hin, dass Díðrikur á Skarvanesi sich selbst von der poetischen Bezeichnung verführen lassen hat. Auf einem anderen Blatt ist nämlich eine weitaus realistischere Felsentaube mit bläulichem Federkleid abgebildet. Diese musste im Mondtaubenbild zugunsten der fantasievolleren und farbenfroheren Geschöpfe weichen.

Nils Ohrt
MA in Kunstgeschichte