2022 wird für das dänische Königshaus eines der ganz großen Jubiläumsjahre. Am 14. Januar 2022 kann Ihre Majestät Königin Margrethe II. nämlich auf ein halbes Jahrhundert auf dem Thron zurückblicken.
Für den 80. Geburtstag der Königin am 16. April 2020 wurden zahlreiche Vorbereitungen getroffen, alle hiermit verbundenen Veranstaltungen wurden jedoch abgesagt, als Corona wie ein großes Unwetter über die Welt kam. Es verwundert daher nicht besonders, dass die Lust und das Bedürfnis, dieses Jubiläum zu feiern, jetzt sehr groß sind.
Anlässlich des Thronjubiläums gibt die färöische Post einen Briefmarkenblock heraus, auf dem Königin Margrethe II. vor der Ruine der Kathedrale in Kirkjubøur sitzt, die umgangssprachlich Múrurin (die Mauer) genannt wird. Die Königin trägt die färöische Nationaltracht, umgeben ist sie von grünem Gras und blauem Meer. Auf diese Weise zeigt der Briefmarkenblock auch ihre Liebe zu den Färöern, ihrer Geschichte, Kultur und Natur.
Die Königin studierte 1960/61 in England Archäologie, und archäologische Untersuchungen haben ergeben, dass die Kathedrale etwa um die Zeit fertiggestellt wurde, als Margarethe I. Königin von Dänemark war, kurz nachdem die Färöer zusammen mit Norwegen 1380 Teil des dänisch-norwegischen Königreichs wurden. Im nächsten Jahr gehören die Färöer somit seit 642 Jahren zum Königreich Dänemark, und von dieser Zeitspanne fallen ganze fünfzig Jahre in die Regentschaft von Königin Margrethe II.
Der einzige König, der länger auf dem Thron gesessen hat als Margrethe II., ist Christian IV. Er wurde bereits als Kind inthronisiert und konnte deshalb sechzig Jahre lang von 1588 bis 1648 König sein. Sollte es Königin Margrethe vergönnt sein, 2032 noch ihre 60-jährige Regentschaft zu feiern, würde sie einen neuen Rekord aufstellen als Königin, die in einem der ältesten Königreiche der Welt am längsten den Thron innehatte.
Doch Königin Margrethe ist bereits Inhaberin eines anderen Rekords, den sie mit Nachdruck aufgestellt hat. Seit dem ersten königlichen Besuch 1874 hat keiner der Regenten vor ihr die Färöer so oft besucht wie Margrethe II. Zur Erinnerung an die erste royale Visite wurde auf einer gut sichtbaren Anhöhe in Tórshavn ein Denkmal für den König errichtet.
Für die Besuche von Königin Margrethe II. auf den Färöern gibt es kein Denkmal, und das ist auch gar nicht nötig. Deutlich wurde dies, als die Königin 2021 die Inseln besuchte. In einem der kleinen Orte sorgte man dafür, dass die Königin an genau derselben Stelle stand wie damals, als sie die Färöer vor über 60 Jahren als Kronprinzessin zusammen mit ihren Eltern bereiste.
Für viele ältere Menschen war es ein ganz besonderes Erlebnis, eine alte Erinnerung nach so vielen Jahren wieder aufleben zu lassen. Solche Geschichten zeigen deutlicher als vieles andere, dass die Königin kein Denkmal braucht, das jemand für sie errichtet. Denn mit ihren zahlreichen Besuchen auf den Inseln hat sie sich im Gedächtnis der meisten Färinger selbst ein Königinnen-Denkmal gesetzt. Der Gemahl der Königin, der inzwischen verstorbene Prinz Henrik, war ihr bei dieser Arbeit eine sehr große Stütze. Niemand konnte daran zweifeln, wie froh er war, wenn er die Färöer zusammen mit der Königin besuchen durfte.
Das große Interesse, das Königin Margrethe II. den Färöern und der färöischen Kultur entgegenbringt, hat eine große Bedeutung für ihre Beliebtheit auf den Färöern. Obwohl sich nicht alle einig sind, welche Relevanz das Königshaus in der heutigen Zeit haben soll, kann man nicht umhin, einer Königin Respekt zu zollen, die die färöische Sprache erlernt hat und auch den färöischen Kettentanz tanzen kann. Darüber hinaus trägt sie ihre färöische Nationaltracht mit Stolz, kennt sich sehr gut in der färöischen Kunst aus und hat beinahe jeden Winkel der Inseln gesehen. Selbst nach so vielen Aufenthalten ist Margrethe II. genauso herzlich willkommen, den Färöern einen Besuch abzustatten, wie vor fünfzig Jahren.
Erling Isholm,Historiker
