Die Glocke von Roškopolje

Im Jahr 1858 errichtete Pater Petar Kordić, der damalige Pfarrer, in Roškopolje die erste mit Stroh bedeckte kleine Kirche mit einer Länge von 12 m und einer Breite von 6 Metern. Auf derselben Stroh-Kirche stellte er noch im selben Jahr eine kleine Glocke auf, die sich auch heute noch im Pfarramt der gleichnamigen Pfarrei befindet. Leider wurde die Stroh-Kirche im Jahr 1921 zerstört. Diese Glocke war die einzige und die größte in der damaligen Diözese und zugleich die erste, die nach 325 Jahren türkischer Besetzung ertönte. Zu dieser Zeit war bei den Türken die folgende Redensart üblich: „Damit du Bescheid weißt, Walache, hier ertönt keine Glocke mehr.“ Deshalb hat Pfarrer Petar die Glocke immer auf einem Tier durch die ganze Gemeinde mit sich getragen, damit sie ihm die Türken nicht wegnehmen.

An diese kleine Glocke ist eine große historische Bedeutung gebunden. Nach einem Jahrhundert der erzwungenen Stille ertönte endlich das Läuten einer katholischen Glocke aus der Stroh-Kirche in dem historischen kroatisch-katholischen Land. Diese kleine Glocke hat auch eine große Symbolik, weil sie eine tödliche Glocke der türkischen Gewalt darstellt. Trotzig ertönte die Glocke nach 325 Jahren, seit die Türken alle katholischen Kirchen niedergerissen haben und sich das Land mit seiner jahrhundertealten Tradition des Katholizismus gewaltsam aneigneten. Deshalb kündigt eine Glocke auch heute noch die Ankunft besserer Zeiten im Kampf für die Freiheit an.

(Pater Sretan Ćurčić)